Als Buchautor und Schreibcoach höre immer wieder von anderen: „Ich würde ja mein Buch schreiben. Aber ich habe keine Zeit dafür. Ich müsste mir ein Jahr Auszeit nehmen. Oder ich mache es, wenn ich in Rente gehe.“
Das ist ein Irrglaube (oft auch eine Ausrede).
- Du brauchst nicht mehrere Wochen am Stück, um ein Schreibprojekt, beispielsweise einen Roman oder ein Sachbuch, schreiben zu können.
- Du brauchst auch keine x Stunden am Tag, an denen du dich ungestört deinem Projekt widmen kannst.
- Und es ist auch nicht sinnvoll, den Urlaub für das Schreiben einzuplanen (da solltest du dich lieber erholen).
Was für die meisten Menschen, die noch einen Beruf oder mehrere neben dem Schreiben haben, besser funktioniert: kurze, dafür aber regelmäßige und fokussierte Sprint-Sessions. Täglich eine Viertelstunde oder, wenn du es einrichten kannst, eine halbe Stunde. Wenn du das fünf Tage pro Woche machst, ist es auch neben einem 8-Stunden-Arbeitstag (dazu zählt für mich auch Care-Arbeit) möglich, einen Roman oder ein Sachbuch in einem Jahr zu schreiben.
Für das Überarbeiten sind solche kurzen Blöcke dagegen nicht gut geeignet. Dafür braucht man schon längere Blöcke, in denen man dem Text inhaltlich und sprachlich verbessert.
Was, nur 15 Minuten?
„Wie? Nur 15 Minuten? In dem Schneckentempo kommt man doch nicht voran.“ Das höre ich öfter, wenn ich jemand Schreibsprints vorschlage (weil die Person klagt, dass sie keine Zeit zum Schreiben findet).
Doch. In 15 Minuten pro Tag kannst du einiges schaffen. Wenn du dir täglich oder jeden 2. Tag die Zeit nimmst und dranbleibst. Dazu braucht es halt: Dranbleiben und die drei Tipps, die gleich kommen.
15 Minuten haben zwei entscheidende Vorteile:
- 15 Minuten passen in jeden Zeitplan. Auch wenn du einen anstrengenden 8-Stunden-Arbeitstag hast, dich um die Familie kümmerst. Wenn dir das Schreiben wichtig ist, schaffst du dir 15-Minuten-Zeitfenster.
- Auch wenn du mal keine Lust zum Schreiben hast: 15 Minuten sind überschaubar, 15 Minuten sind schnell vorbei. Danach kannst du tun, worauf du Lust hast - und hast das gute Gefühl, zuerst das getan zu haben, was dir wichtig ist.
Damit du in 15-Minuten-Schritten Fortschritte machst, sind drei Punkte wichtig:
Tipp 1: Den nächsten Schritt vorbereiten
Wenn du nur 15 oder 30 Minuten hast zum Schreiben, dann solltest du die Zeit so gut wie möglich nutzen. Das heißt:
- Schalte alle potenziellen Ablenkungen ab (E-Mail, Telefon, Messenger etc.).
- Überlege dir VOR dem Sprint, woran du heute arbeiten willst. Das legst du entweder am Ende des vorherigen Sprints fest oder am Vorabend oder BEVOR du dich zum Schreiben hinsetzt.
Dazu hilft es, wenn du dir, beispielsweise bei der Wochenplanung, vorab überlegt hast, welche Aufgaben sinnvoll und nötig sind, damit du mit dem Schreibprojekt vorankommst. Die Aufgaben sollten nicht länger als eine knappe Viertel- bzw. halbe Stunde in Anspruch nehmen. Und natürlich kannst du eine Aufgabe auch auf zwei oder mehr Sprints aufteilen.
Was können solche Aufgaben sein?
- 200 Wörter schreiben (oder wie viel du in der Zeit realistischerweise schaffen kannst)
- die nächste Szene im Roman skizzieren
- die Grobgliederung für das nächste Kapitel entwickeln
Was konkret kannst du jetzt tun?
- Überlege, wann deine Sprint-Blöcke am besten in deinen Tag passen.
- Trag dir die Sprint-Blöcke für diese und die nächste Woche in den Kalender ein.
- Mache eine Liste mit kleinen „mundgerechten“ Aufgaben, die dich bei deinem Projekt voranbringen und die du in deinen Sprint-Blöcken schaffen kannst.
- Bringe die Aufgaben, soweit möglich, in eine sinnvolle Reihenfolge (die Grobgliederung beispielsweise wirst du höchstwahrscheinlich vor dem Schreiben zusammenstellen).
Tipp 2: Fokussiert schreiben
- Stell dir einen Timer auf 12 bzw. 27 Minuten und lege mit der Aufgabe, die du dir vorher überlegt hast, los. Du hast nur eine Viertel- bzw. halbe Stunde, fang an und bleib dran.
- Am Ende des Sprints schreibst du auf, was du beim nächsten Sprint machen wirst.

Tipp 3: Schneller in den Schreibfluss kommen
Damit du schnell in den Flow kommst, braucht es - neben den ersten beiden Tipps - noch etwas Weiteres: ein vorbereitendes Ritual. Das signalisiert deinem Gehirn: Jetzt ist es Zeit, mit dem Schreiben loszulegen.
Wie kann solch ein Ritual aussehen?
- Es könnte eine 1-Minuten-Meditation sein, wie ich sie hier beschrieben habe.
- Oder du machst dir eine Tasse Tee und setzt dich damit an den Schreibtisch (vielleicht ist es ja ein besonderer Tee, den du nur beim Schreiben trinkst).
- Oder du räumst die Dinge, die auf dem Schreibtisch liegen (und zu deiner Brotarbeit gehören) zur Seite, bevor du mit dem Schreiben beginnst.
- Oder du hast für das Schreiben einen speziellen Platz, an den du dich setzt.
- Oder du legst bestimmte Musik oder einen bestimmten Song auf, um dich einzustimmen.
- Oder etwas ganz anderes ...
Was konkret kannst du jetzt tun?
Überlege dir, welche Art von Ritual dir helfen kann, schnell in den „Schreib-Modus“ zu kommen.
Probiere es aus
Probiere es aus. Wie wäre es mit einem Monat Probezeit?
Du wirst sehen: Regelmäßige Schreibsprints sind machbar, du wirst schnell Fortschritte merken und das gute Gefühl haben, etwas zu tun, was dir wichtig ist.