Ideen finden fällt vielen Menschen schwer. Das liegt häufig daran, dass sie dem Irrglauben unterliegen, sie müssten die eine, die brillante Idee ausbrüten.
Und genau das ist das Problem: Es gibt kaum eine wirksamere Methode, jemandes Kreativität zu blockieren, als ihn aufzufordern, DIE brillante Idee zu liefern. Wenn man dagegen jemand auffordert, zehn Lösungsvorschläge zu finden, dann klappt das bei den allermeisten. Und erfahrungsgemäß sind da zwei, drei durchaus brillante Ideen dabei.
Bei der Ideenfindung geht tatsächlich Masse vor Klasse. Im ersten Schritt gilt es, so viele Ideen wie möglich zu sammeln. In diesem Beitrag stelle ich dir 10 Methoden plus eine weitere vor, die dir dabei helfen. Ich empfehle, je nachdem, wie viel Zeit dir zur Verfügung steht, zwei und mehr dieser Methoden zur Lösung einer Aufgabe heranzuziehen.
Wie du die Ideen aus- und bewertest, liest du in diesem Blogbeitrag.
Viele der hier vorgestellten Kreativitätstechniken basieren auf einem Perspektivenwechsel oder darauf, Abstand zum Problem zu gewinnen.
Kreativitätstechnik #1: Den Knoten im Kopf lösen
Streng genommen ist das keine Methode, mit der du eine Lösung für eine Aufgabe findest. Diese Methode hilft aber, sich von festgefahrenen Denkmustern zu lösen und den Horizont zu erweitern. Ich nutze sie, bevor ich eine der anderen Methoden anwende, insbesondere bei kniffligen Aufgaben.
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Nimm dir einige Blätter Papier und einen Stift, gern auch mehrere farbige Stifte.
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Dann zeichnest du einfach drauflos. Formen, Muster, was auch immer deine Hand zeichnen will – versuche nicht, „schön“ zu zeichnen. Es geht einfach um die Bewegung.
Und falls dich der Begriff „zeichnen“ stört: Kritzle einfach drauflos. -
Nachdem du ein, zwei Blätter bemalt hast, nimmst du den Stift in die andere Hand und machst weiter.
Du wirst sehen: Das lockert ungemein auf.
Kreativitätstechnik #2: Andere Perspektive
Versetze dich nacheinander in verschiedene Personen und betrachten das Problem aus deren Blickwinkel: Wie würdest du vorgehen,
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wenn du ein Mann bzw. eine Frau wärst,
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wenn du deutlich jünger bzw. älter wärst,
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wenn du in einem anderen Land aufgewachsen wärst,
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wenn du einen Meter größer bzw. kleiner wärst,
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wenn du Bundeskanzler, Putzfrau, Lehrer, Richterin, Landwirt, deine Nachbarin, … wärst? Suche dir möglichst unterschiedliche Personen/Berufe aus.
Kreativitätstechnik #3: Reise in der Zeit
Wie würdest du vorgehen, wenn du in einer anderen Zeit leben würdest? Vor 25 Jahren, vor 200 Jahren, vor 1.000 Jahren, in 10 Jahren?
Kreativitätstechnik #4: Was würde Person X tun?
Eine spielerische Herangehensweise: Suche dir unterschiedliche Personen und fiktive Figuren, schlüpfe in deren Schuhe und überlege dir, wie diese Personen/Figuren vorgehen würden.
Mein Tipp: Nimm Personen und Figuren aus unterschiedlichsten Bereichen, etwa Filmregisseure/Schauspieler, Figuren aus Film oder Literatur, Sportler, Superhelden, Musiker, Schriftsteller, Erfinder, Unternehmer, Politiker. Zum Beispiel Steven Spielberg, James Bond, Isaak Newton, Barack Obama oder Caesar. Es sollten Modelle sein, von denen du mehr weißt als den Namen – sonst fällt es dir schwer, in dieses Rolle zu schlüpfen.
Kreativitätstechnik #5: Mit den Augen eines Kindes
Wenn du Kinder im Bekanntenkreis haben, schildere denen die Situation und frage sie, was sie tun würden, um die Lösung zu finden. Das dürfen gerne Kinder unter 10 Jahren sein. Erwarte dann allerdings nicht, eine fertige Lösung präsentiert zu bekommen: Erfahrungsgemäß erhält man so Vorschläge, die komplett anders sind als die von Erwachsenen und die sich gut als Trigger für eigene Ideen oder als Ausgangspunkt für weitere Techniken aus diesem Beitrag nutzen lassen.
Kreativitätstechnik #6: Du hast Superkräfte
Stelle dir vor, du hast die Superkräfte von Superman, Wonderwoman, Spiderman, Batman oder einer anderen Comic-Figur. Wie würdest du diese Kräfte einsetzen, um das Problem zu lösen? Menschliche Grenzen spielen dabei keine Rolle.
Kreativitätstechnik #7: Unendliche Ressourcen
Ähnlich wie die Superman-Methode: Stelle dir vor, Ressourcen wie Geld, Zeit und Arbeitskräfte würden keine Rolle spielen? Was würdest du tun?
Kreativitätstechnik #8: Kopfstandmethode
Auch diese Methode setzt auf einen Perspektivenwechsel: Drehe die Frage einfach um.
Lautet die Aufgabe zum Beispiel „Wie können wir den Umsatz für Produkt x steigern?“, dann könnte die Umkehrung lauten: „Was müssen wir tun, um den Umsatz für x auf Null zu bringen?“ Die Antworten auf diese Frage sind selbstverständlich keine sofort umsetzbaren Lösungen für die Ausgangsfrage. Aber so gewinnst du erfahrungsgemäß eine Reihe von Ideen, die bei der Lösung des Problems helfen.
So findest im Beispiel durch die Umkehrfrage höchstwahrscheinlich die wesentlichen Stellschrauben für den Umsatz heraus – und das könnte bei der Antwort auf die Ausgangsfrage von Nutzen sein.
Kreativitätstechnik #9: Im Kino
Stelle dir vor, du sitzt im Kino. Auf der Leinwand beobachtest du als unbeteiligter Zuschauer die Situation, für die jemand „im Film“ eine Lösung/Idee sucht.
Mit Abstand – räumlich und auch als Person – siehst du zumeist mehr als die Person, die mitten im Problem steckt.
Wenn es dir schwer fällt, Abstand zu finden: Stelle dir vor, du siehst das Ganze in einem Schwarzweißfilm.
Kreativitätstechnik #10: Vom Ziel rückwärts denken
Stelle dir vor, das Problem ist gelöst, du hast das Ziel erreicht.
- Was ist nun anders?
- Und wie bist du zum Ziel gelangt?
Mir hilft es, das tatsächlich im Raum zu tun:
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Markiere eine Stelle im Raum als Ausgangspunkt und tritt an diesen Punkt.
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Stelle dir da so konkret wie möglich die Ausgangssituation vor: Wie sieht es in der Ausgangssituation aus? Falls es da etwas zu hören gibt, wie hört es sich an? Wie fühlt sich das Problem an/wie fühlt es sich an, das Problem zu haben?
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Dann schaue dich im Raum um: Wo könnte das Ziel liegen?
Wenn du eher kein visueller Mensch bist, schließe die Augen und spüre hin. -
Gehe an die Stelle im Raum, wo für dich das Ziel liegt.
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Stelle dir nun intensiv vor, dass das Problem gelöst ist und du am Ziel bist. Auch hier wieder: Was siehst du? Was hörst du? Was spürst du?
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Dann drehst du dich um und schaust zurück zum Ausgangspunkt. Wie bist du vom Ausgangspunkt zum Ziel gelangt?
Probiere aus, welche Vorgehensweise dir besser liegt:
* Was war der erste Schritt (vom Ausgangspunkt aus)? Was der zweite Schritt …
* Was war der letzte Schritt vor dem Ziel? Was war der Schritt davor …
Notieren dir jeden einzelnen Schritt.
Kreativitätstechnik #11: A bis Z
Diese Methode liefert eine Reihe von Inputs rund um das Problem bzw. die Aufgabe. Damit beleuchtest du das Problem/die Aufgabe von verschiedenen Seiten.
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Nimm dir ein Blatt Papier und einen Stift – alternativ öffnest du ein leeres Dokument in deinem Textprogramm.
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Schreibe untereinander die Buchstaben des Alphabets von A bis Z, auch die Umlaute.
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Gehe nun die Liste durch und schreibe in jede Zeile ein Wort, das mit dem jeweiligen Buchstaben beginnt und mit der Aufgabe zu tun hat. Wenn dir mehrere Wörter einfallen, schreibe sie daneben.
Fällt dir zu einem Buchstaben nichts ein, fahre mit dem nächsten fort. -
Gehe die Liste noch einmal durch und ergänze noch weitere Wörter.
Zu den Bildern
Das Bild von Caesar stammt aus dem Buch „Geschichte der Römischen Kaiser“ von Alfred von Domaszewski, veröffentlicht 1914.
Das Wonderwoman-Foto stammt von Pixabay-Nutzerin Erika Wittlieb.
Das Kopfstand-Foto stammt von Pixabay-Nutzerin Ulrike Mai.
Das Foto der gewundenen Straße stammt von Pixabay-Nutzer Unsplash.