Wie Isaak Newton beim Schreiben hilft

Franz Grieser // Juni 3 // 0 Comments

Isaac Newton? Der aus dem Physikunterricht? Was hat der mit Schreiben zu tun?

Ja, genau: Sir Isaac Newton, der britische Naturwissenschaftler. Er hat unter anderem die Newtonschen Bewegungsgesetze formuliert. Und das erste davon hat viel damit zu tun, wie man ins Schreiben kommt und wie man dran bleibt.

Dieses Gesetz, das auch als Trägheitsprinzip oder -gesetz bekannt ist, lautet:

„Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“

Anders ausgedrückt: Objekte, die in Bewegung sind, neigen dazu, in Bewegung zu bleiben; und Objekte, die im Ruhezustand sind, neigen dazu, in diesem Zustand zu bleiben.

Was hat das mit dem Schreiben zu tun?

Sie kennen das sicher: Wenn Sie etwas tun, und es läuft gut – dann läuft es. Dann kostet es nicht viel Energie, dran zu bleiben. Dann schreiben Sie Satz um Satz, bis Sie fertig sind (oder unterbrochen werden).

Und umgekehrt: Wenn Sie erst einmal feststecken und auf den leeren Bildschirm oder das leere Blatt starren, dann ist es schwierig, wieder ins Schreiben zu kommen. Und mit jeder Minute wird es schwerer.

Der Trick: Kommen Sie in Bewegung

Das heißt: Anfangen. Denn wenn Sie erst einmal angefangen haben, sind Sie in Bewegung. Um dann weiter dran zu bleiben und weiter zu schreiben, ist nicht mehr viel Energie notwendig – siehe Newtons 1. Gesetz.

Und damit das Anfangen leichter fällt, empfehle ich: Legen Sie die Hürde so niedrig wie möglich. Fangen Sie mit etwas an, das Sie in weniger als zwei Minuten schaffen. Zwei Minuten – die Hürde ist so niedrig, dass man praktisch darüber stolpert. Es kostet fast keine Energie, etwas zu tun, was nur zwei Minuten beansprucht.

Was könnte das sein?

  • Wenn noch gar nichts auf dem Bildschirm oder Papier steht: Schreiben Sie einen beliebigen Satz, der mit dem Thema zu tun hat. Suchen Sie nicht nach dem perfekten Anfang – das blockiert Sie nur. Nehmen Sie einen Satz mitten aus dem Text. Oder vielleicht auch die Zusammenfassung.
  • Wenn Sie schon etwas geschrieben haben: Schreiben Sie einen Satz, der direkt anschließt. Der muss nicht perfekt sein – überarbeiten können Sie ihn später. Oder machen Sie einige Leerzeilen und schreiben Sie einen Satz, der an eine andere Stelle gehört.
  • Und wenn Ihnen gar nichts zu dem Text einfallen will, an dem Sie gerade schreiben wollen, dann schreiben Sie: „Ich probiere das mit dem Newton-Gesetz mal aus: Ich schreibe einen Satz.“

Und dann schreiben Sie gleich den nächsten. Ohne groß nachzudenken. Und dann den nächsten. Die müssen auch nicht zwingend logisch aufeinander aufbauen.

Hauptsache: Sie schreiben. Sie sind in Bewegung. Sie bleiben in Bewegung.

Korrigieren, ergänzen, umstellen – das können Sie später immer noch tun. Bleiben Sie in Bewegung, schreiben Sie.

Und falls Sie später wieder hängen bleiben: Fangen Sie mit dem nächsten „nur einen Satz“ an.

Viel Erfolg beim In-Bewegung-bleiben.

 

Das Titelbild ist ein Gemälde von William Blake, das Isaak Newton als „göttlichen Geometer“ zeigt. Das Bild ist von 1795 und wird heute in der Tate Collection ausgestellt.

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